Nachrichten Archiv 1996


Dampflokfahrten sind guter, sanfter Tourismus

SPD ist für Eisenbahnmuseum Kreuzberg

Die SPD-Kreistagsfraktion befürwortet und unterstützt das geplante Eisenbahnmuseum im Bahnbetriebswerk Kreuzberg. Wenn die denkmalgeschützte Anlage in ein funktionsfähiges nostalgisches Museum umgewandelt werde, gewinne das Ahrtal eine touristische Attraktion.

"Der große Erfolg der Dampflokfahrten im Herbst hat gezeigt, daß eine enorme Nachfrage nach Eisenbahn-Nostalgie besteht", deshalb kann für den Fraktionsvorsitzenden Dirk F. Banze gerade angesichts des derzeitigen Strukturwandels sowie der Einbrüche im herkömmlichen Fremdenverkehr und Kurwesen einen innovative Idee nur willkommen sein, die neue Gästeschichten anspricht und auf Dauer Geld in die Region bringt. Da es nur wenige Museumsanlagen dieser Art in Deutschland gibt, könne mit einem beträchtlichen Einzugsgebiet gerechnet werden.

Zugleich bewirke die bundesweite Berichterstattung in Presse und Fernsehen über die Eisenbahn-Nostalgie im Ahrkreis einen kostenlosen Werbe- und Sympathieeffekt, von dem die ganze Region nur profitieren könne. "Ein umweltfreundliches touristisches Schienenverkehrsprojekt kann ein bedeutender Baustein für die Gesundheitsregion sein: glaubwürdiger sanfter Tourismus", meint Banze. Die Sozialdemokraten sehen die über 250 Dampflokfahrten, die 1997 von der Bahn und TOUR veranstaltet werden, als großen Gewinn und Zukunftschance für den heimischen Fremdenverkehr. Man werde den Museumsverein unterstützen und sich dafür einsetzen, daß er zur Instandsetzung des baufälligen Bahnbetriebswerks Fördermittel erhält.


Bahn-Waggon "verschönert"

Ein vier mal zwei Meter großes Grafitti-"Kunstwerk" prangte am Sonntag an einem Waggon der Deutschen Bahn, der über Nacht auf dem Bahnhof Kreuzberg abgestellt war. Die Polizei vermutet, daß es sich um zwei Täter handelte, die von der rückwärtigen Seite, unmittelbar am Campingplatz gelegen, an den Waggon heranschlichen. Dort "verschönerten" sie den Waggon mit Buntsprühlack. In der gleichen Nacht mußte die Bahn auch den Verlust eines Schaukastens vermelden, der im Wartehäuschen des Mayschoßer Bahnhofs hing. Unbekannte zündeten den Kasten an, die Plexiglasscheibe schmolz und tropfte auf die darunterstehende Sitzbank. Der Schaukasten wurde total, die Bank leicht beschädigt. (RZ 3.12.96)


Busse ersetzen die Ahrtalbahn

Zwischen Dernau und Ahrbrück fahren vom 4. bis zum 8. November keine Regionalzüge. Der Streckenabschnitt muß wegen Gleisbauarbeiten gesperrt werden. Die Reisezüge werden zwischen Remagen und Dernau fahrplanmäßig verkehren, zwischen Dernau und Ahrbrück werden sie durch Busse der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft ersetzt. In Dernau besteht Bus-Anschluß an die dort ankommenden und abfahrenden Züge. Die Abfahrt der Busse von Ahrbrück nach Dernau liegt vier bis fünf Minuten vor dem derzeit gültigen Zugfahrplan. Es werden folgende Haltestellen angefahren: Dernau, Bahnhof; Rech, Abzweig Bahnhof, B 266; Mayschoß, Abzweig Bahnhof; Altenahr, Bahnhof; Kreuzberg, Bahnübergang; Ahrbrück, Bahnhof. Die Fahrgäste müssen längere Fahrzeiten einkalkulieren. Über die geänderten Fahrpläne unterrichtet die Bahn ihre Kunden durch Fahrplanaushänge und Handzettel sowie telefonisch unter der Rufnummer 0261/19419


Das historische Bahnbetriebswerk soll erhalten werden

In Kreuzberg hat sich dieser Tage der Verein Museums-Bw Kreuzberg gegründet. Dabei handelt es sich um einen Verein von Eisenbahnfreunden, die sich um den Erhalt des historischen Bahnbetriebswerkes und dessen Ausbau zu einer Museumsanlage kümmern.

Zahlreiche Eisenbahnliebhaber aus dem Ahrtal, darunter auch Bundesbahnangehörige und Kommunalpolitiker, trafen sich zur Gründung dieses gemeinnützigen Vereines. Gemeinsames Ziel: Es soll ein Museumskonzept für die seit September '96 endgültig als technisches Kulturdenkmal geschützte Bahnanlage erarbeiten und verwirklichen werden.

Ein solches Nutzungskonzept wurde von der Oberen Denkmalschutzbehörde (Bezirksregierung Koblenz) und von Verbandsgemeindebürgermeister Achim Haag gewünscht, damit die kultur- und eisenbahngeschichtlich bedeutende Anlage auf Dauer erhalten werden kann.

Geplant ist die schrittweise Instandsetzung des Ringlokschuppens und der Gleisanlagen, so daß möglichst bald bei den immer häufiger stattfindenden Nostalgiefahrten die Dampflokomotiven wieder stilecht mit Wasser und Kohle versorgt werden können. Außerdem werden bessere Abstellmöglichkeiten für die zahlreichen Sonderzüge geschaffen.

"Vor allem aber paßt ein lebendiges, betriebsfähiges Eisenbahnmuseum erstklassig in die Gesundheits- und Fitneßregion, die auf sanften Tourismus, auf umweltfreundlichen Schienenverkehr statt auf noch verstopftere Straßen setzt", heißt es in einer Pressemitteilung des jungen Vereins. Zugleich dokumentiere das Museum - Bahnbetriebswerk durch seine technischen Anlagen sowie durch Ausstellungen die Entwicklung und heimatgeschichtliche Bedeutung der Eisenbahn.

Die bisherigen sehr konstruktiven Gespräche mit den Parteien des Kreistages und anderen Politikern und Behörden wird der neue Vorstand fortsetzen: Vorsitzender Björn Göppl, Schriftführer Rudolf Gieraths, Beisitzer Dr. Constantin Röser und Johannes Rößiger sowie Kassenwart Hartmut Reh.

Herzlich willkommen sind alle Eisenbahnfreunde und technikgeschichtlich Interessierten, die dem Verein beitreten möchten. Jeder, der das Museumsprojekt mit Rat oder Tat unterstützen möchte, ist zur Mitarbeit eingeladen. Beitrittsformulare sind erhältlich beim Schriftführer Rudolf Gieraths, Bachemer Straße 32 in Ahrweiler. Gesucht werden ferner Fotos und Unterlagen aus der Betriebszeit der Bahnanlage von 1918 bis 1987.


Großer Bahnhof für DB-Jubilare in Ahrbrück

Mit einem Doppenstock-Schienenbus trafen acht MitarbeiterInnen der Deutschen Bundesbahn-AG in Ahrbrück ein, um hier ihr 25jähriges Dienstjubiläum zu feiern. Die Eisenbahner stammen fast alle aus dem Ahrkreis und waren viele Jahre auch an der Rhein- oder Ahrstrecke im Einsatz. Geehrt wurden: Tilo Quarch (Betriebsbezirksleiter Remagen, Geschäftsbereich Netz), Helmut Zimmer (Fahrdienstleiter Kreuzberg, Geschäftsbereich Netz), Friedrich Müller (Fahrdienstleiter Mayen, Geschäftsbereich Netz), Evelyn Winkler (Seniorenbetreuerin Koblenz), Dieter Auster (Geschäftsbereich Netz, Koblenz), Wolfgang Groß (Regionalbereich Nahverkehr, Koblenz), Inge Hutter (Reiseberaterin Bad Neuenahr). Ehrengast war der Ortsbürgermeister von Ahrbrück, Helmut Krüger. Wolfgang Groß dankte ihm für die Unterstützung in allen Belangen der DB-AG. Unter anderem hat der Regionalbereich Nahverkehr seit 1. September Pausenräume für das Zugpersonal im Bahnhof Ahrbrück von der Gemeinde angemietet. (RZ 7.9.96)


Lärm am Gleis

Die Deutsche Bahn AG führt in dieser Woche Gleisbauarbeiten aus: im Bahnhof Kreuzberg in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, im Bahnhof Remagen von Donnerstag auf Freitag, und zwar jeweils 20 bis 6 Uhr. Trotz moderner Geräte ist eine Lärmbelästigung der Anwohner nicht zu vermeiden. Die Deutsche Bahn bittet um Verständnis. (RZ 9.10.96)


LKA und Kripo Mayen nahmen gestern im Bereich des Kreuzberger Bahnhofs die Spur nach Dieselöl auf

Im Erdreich gefahndet

Gleis 1 und 2 im Wechsel gesperrt - Boden gilt als stark vergiftet

Gleis 1 und 2 waren bis gestern mittag im Wechsel gesperrt. Drei Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) Mainz begannen mit der Prüfung, wie schwer der Boden im Bereich des Bahnhofs Kreuzberg durch Dieselöl verseucht ist. Bis zu 50 Zentimeter drangen sie mit dem Bohrer in die Tiefe vor, ehe Felsgestein sie stoppte.

Eine anonyme Anzeige hatte Staatsanwaltschaft Koblenz und Kriminalpolizei Mayen vor eineinhalb Wochen auf den Plan gerufen. Die Dieselloks, die tagsüber alle 50 Minuten in Kreuzberg Station machten und die Nacht über auf der Gleisanlage stehen blieben, hätten diesmal sehr deutliche Spuren hinterlassen. Die Beamten aus Mayen sahen sich um und stellten frische Ölflecken vor allem auf Gleis 1 fest. Die Menge reichte aus, um einen Durchsuchungsbeschluß des Erdreiches zu erwirken. Das Amtsgericht Ahrweiler verkündete ihn am Mittwoch, die Kripo Mayen wurde sofort bei der Niederlassung Koblenz der Deutschen Bahn AG vorstellig.

Beamte des Bundesgrenzschutzes Koblenz, in den die Bahnpolizei integriert ist, und Polizisten der Inspektion Adenau ließen die Bahnanlage in der Nacht zu Donnerstag nicht aus den Augen: "So ist sicher, daß niemand etwas an den Gleisen verändern konnte, bis die Bohrungen beginnen." Kurz nach 10 Uhr gestern morgen traten Bagger und Bohrer in Aktion, um den Spuren von Mineralöl-Kohlenwasserstoffen im und unter dem Schotter nachzugehen.

Eine Schadensmeldung, daß irgendwann große Mengen Dieselöl aus einer oder mehreren Loks ausgelaufen sind, liegt Tilo Quarch, DB-Betriebsleiter für den Bezirk Remagen - Kreuzberg, nicht vor, erklärte er gestern gegenüber den Kripobeamten. Er vermutet, daß der Boden, wenn überhaupt, durch Altlasten verseucht ist. "Frischlasten" konstatierte dagegen die Kripo in der vergangenen Woche. Der Schotter sei bis heute offensichtlich von Öl durchtränkt. Der erste Blick in die Tiefe gab die Sicht auf alten Ölschlamm frei, der zweite auf Felsgestein, in dem sich Wasser angesammelt hatte.

Labor ist gefragt

Ob die Bahn sich wegen Verunreinigung des Bodens und unerlaubter Abfallbeseitigung strafbar gemacht hat, wird das Ergebnis der Raumkernsondierungen zeigen. Eine Bohrung dauert über eine Stunde, mehrere wurden gestern gemacht. Die Proben, welche die Beamten des LKA-Umweltdezernates aus bis zu einem halben Meter Tiefe entnahmen, werden ins Labor gegeben. In zwei bis drei Wochen soll das Ergebnis der Analyse vorliegen.

Ob die Bahn von sich aus mit einem Sanierungskonzept aufwartet, ist offen. Horst Weiland, Bauingenieur von der DB-Niederlassung Koblenz und zuständiger Umwelt-Sachbearbeiter, ließ sich gestern nicht festlegen, "zumal die ganze Aktion überraschend für mich kam". Zum ersten Mal in diesem Jahr sei er zu einem Einsatz solcher Art gerufen worden. "Auch mir ist keine Schadensmeldung aus Kreuzberg bekannt. Und mindestens einmal pro Woche wird die Bahnanlage doch kontrolliert." Weder Kollege Quarch hat bei seinem jüngsten Rundgang vor einem Monat etwas Auffälliges auf den Gleisen festgestellt noch dessen Urlaubsvertreter in den vergangenen drei Wochen. Sollte ein Lokführer den Schaden bemerkt haben, hätte er ihn offensichtlich nicht mitgeteilt.

Steine legte die Bahn den ermittelnden Beamten gestern nicht in den Weg. Sie stellte sogar den hauseigenen Bagger auf Schienen zur Verfügung. Eine Antwort auf die rücksichtsvolle Vorgehensweise der Kriminalpolizei. Die Fahrgäste sollten so wenig wie möglich gestört werden, was auch gelang. Im Wechsel wurden die Züge auf Gleis 1 oder 2 geleitet.

Von einer starken Vergiftung des Bodens geht die Kripo im Bereich des Bahnhofs aus. Inwieweit, einige Meter entfernt, der Boden des ehemaligen DB-Betriebswerks verseucht ist, wird die Beamten möglicherweise bald in einem weiteren Ermittlungsverfahren beschäftigen. Angesehen haben sie sich das Gelände gestern nachmittag noch. (RZ 9.10.96)


Seit Samstag macht die Bahn Dampf auf an der Ahr

Historisches Fahrzeugmaterial soll nicht rosten - Bis Oktober je sechs Wochenend-Fahrten

"Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt . . ." Daß die Remagener Stadtsoldaten am Samstag morgen auf einem Bahnsteig der elektrifizierten Rheinstrecke dieses "Lied der Kohle" intonierten, hatte seinen guten Grund: Sie begrüßten damit den von vielen mit Spannung erwarteten Traditionszug und seine Dampflok, die nun bis zum 27. Oktober je drei Wochenendtouren zwischen Köln und Kreuzberg absolvieren. Mit langgezogenem Pfeifsignal kündigte die "62 015" ihre Einfahrt im Bahnhof Remagen an.

Zur Eröffnungsfahrt stieg dort ein bunt gemischtes Völkchen zu: Vertreter der Bahn, des Touristik-Service, der Gemeinden am Schienenstrang, Journalisten mit und ohne Kamera oder Mikrofon, und nicht zuletzt des Repräsentanten des Ahrweins, den Gebietsweinmajestät Sissy und Heimersheims Königin Silke reichlich kredenzten. Ab der Haltestelle Ahrweiler-Markt verstummten Lautsprecher und Schlager in den Waggons. Ein Quintett des MGV Ahrweiler in Winzertracht wartete mit Wein- und Ahrliedern "live" auf.

Überall in den Bahnhöfen war der Zug von Fotografen eingekreist. Als besonders findig erwies sich ein Kölner Duo: Sie fuhr das Auto gleichauf mit der Lok über die Ahrweiler Umgehungsstraße, er reckte sich durch das Schiebedach hinaus und filmte den Zug.

Im Altenahrer Café Lang würdigte Hartmut Herdan, Leiter des Regionalbereichs Fernverkehr in Köln, das Gemeinschafts-Nostalgie-Unternehmen Dampf als einen Versuch, das reichlich vorhandene historische Fahrzeugmaterial durch möglichst wirtschaftliche nutzung zu erhalten. Wenn sich das Pilotprojekt Ahrtal rechnet, soll es im kommenden Jahr für acht bis zehn weitere Regionen übernommen werden. Mit Alfons Meyer, Hauptgeschäftsführer des Touristik-Service Ahr, Rhein, Eifel, war er sich im Lob der guten Zusammenarbeit einig, allerdings auch in eher vorsichtigen Erwartungen an die Erfolgsquote. Schließlich hatte es nur zweieinhalb Monate Zeit für Planung, Organisation und Werbung gegeben. Immerhin: bis zu 100 Anrufe am Tag hatte es im Vorfeld bei der "Dampf-Hotline" gegeben.

Für das Winzerbuffet, das im Hause Lang angerichtet war, durften sich die "Ehrengäste" der Auftaktfahrt eine volle Stunde mehr Zeit als geplant nehmen. Grund: die Lok hatte Durst, der Feuerwehrschlauch war aber zu kurz und der Wasserdruck zu gering. Und weil sich auch ein Nostalgie-Züglein dem Fahrplantakt anpassen muß, verschoben sich auch Rückfahrt und weitere Samstagtouren jeweils um eine volle Stunde. Am Sonntag war das kleine Ärgernis behoben.


Premiere mit Dampf

Comeback im Ahrtal: Vom 7. September bis zum 27. Oktober fährt ein historischer Zug - Lok 62 015, Berliner Traditionszug und zwei fränkischen Plattformwagen - fahrplanmäßig jeweils samstags und sonntags zwischen Köln und Kreuzberg. Mit im Programm sind nostalgische Wochenendtoren: am 22. September "Dampf und Fahrrad", am 3. Oktober "Dampfweinzug Ahr" und am 6. Oktober "Dampf und Wandern". Das Tagesticket kostet für Erwachsene 59 Mark, für Kinder 29 Mark, für Familien 149 Mark. Zudem gibt's ein "Ahrtal Schnupperticket", alle erhältlich in DB-Verkaufsstellen und im Dampfzug. Weitere Infos: "Dampf-Hotline", Telefon 0221/141-2693. Ein Gutscheinheft, das jedem Fahrgast im Zug überreicht wird, garantiert Vergünstigungen in Freizeiteinrichtungen und Restaurants.


Museumsprojekt als Chance ansehen

Leserbrief zu: "Denkmal geschützt, aber nicht vor Abriß" vom 17. August.

Es ist beschämend, daß die Kreisverwaltung sich so unentschlossen im Denkmalschutzverfahren für das Bahnbetriebswerk Kreuzberg verhält. Dem Bericht konnte man ein Konzept des "Arbeitskreises Eifelbahnen" entnehmen, das doch sehr überzeugend ist: Die Anlage soll für Dampflok-Züge und andere Nostalgie-Sonderfahrten genutzt werden. Das Ahrtal würde mit einem Eisenbahn-Museum in einer historisch bedeutenden Anlage eine Attraktion gewinnen, die ein Musterbeispiel für sanften Tourismus wäre. Ganz eindeutig hat sich ja schon 1992 Landesdenkmalpfleger Dr. Custodis für den Erhalt der historisch bedeutenden Anlage eingesetzt. Sie ist ein technisches Kulturdenkmal mit Seltenheitswert. Es ist unverständlich, wieso die Kreisverwaltung sich demgegenüber der Behauptung der Deutsche Bahn anschließt, Trinkwasserschutz und Denkmalschutz zu vereinbaren sei finanziell unzumutbar. Die Wasserschutzbehörde und die DB hätten doch schon längst das mit Dieselöl verseuchte Erdreich an der vor neun Jahren stillgelegten Tankstelle ausbaggern können. Daß bisher nicht gehandelt wurde, ist schlimm genug. Jetzt ist es höchste Zeit, daß die DB endlich dazu gezwungen wird, die von ihr verursachte Trinkwassergefährdung zu beseitigen. Das Museumsprojekt im Kreuzberger Bahnbetriebswerk sollte auch von der Kommunalpolitik als eine Chance erkannt werden, eine hervorragend in unsere Region passende Touristenattraktion zu schaffen!

Till Radinger, Ahrweiler


Um das stillgelegte DB-Betriebswerk hinter dem Kreuzberger Bahnhof wird es immer lauter

Denkmal geschützt, aber nicht vor Abriß

Alter Lokschuppen verfällt - Schadstoffe im Erdreich gefunden - Gutachter liefern widersprüchliche Aussagen

Die Werksuhr ist längst stehengeblieben. Doch die Zeit läuft. Scherben, Müll und wuchernde Stauden erschweren den Zugang zum alten Bundesbahn-Betriebswerk hinter dem Kreuzberger Bahnhof, das täglich mehr verfällt. Die Geschichte in eine Zukunft retten wollen Denkmalschützer und Eisenbahnfreunde. Ob das Betriebswerk noch zu retten ist, bezweifeln Denkmalschützer und Eisenbahneigner.

Seit Mai 1987 stellt die Bahn keine Lok mehr im Kreuzberger Schuppen unter, den sie Anfang dieses Jahrhunderts eingerichtet hat. Das Herzstück des Betriebswerks, die Drehscheibe, wird Mitte November 1989 herausgerissen. Schienenstränge folgen im Laufe der nächsten Jahre. Der Wind beginnt, das Dach des Schuppens abzudecken. Wer nach und nach die Fensterscheiben eingeschlagen hat, weiß keiner. Die Werksuhr ist irgendwann auf fünf nach halb zwei stehengeblieben. Auch sie hat der Gewalt nicht standgehalten.

Blick in die Tiefe

Im Sommer 1995 machen sich Dr. Rolf Bracke und Christina Klümpen von Aachen auf den Weg nach Kreuzberg. Kaum angekommen, sehen sie sich genau um, prüfen hier und analysieren dort und gehen in die Tiefe. Erst mit dem Bohrer und später in Gedanken. Das Ergebnis ihrer Reise legen sie ihrem Auftraggeber, der Deutschen Bahn AG, im Oktober 1995 vor. Mit den Möglichkeiten der Sanierung des alten Betriebswerks und den Kosten beschäftigt sich das Gutachten der Aachener Gesellschaft Ecos für Umweltmanagement. Im Sommer 1996 beschäftigt es zusehends Experten in Mainz, Ahrweiler und Koblenz.

Im Zeugnis aus Aachen klingt die Note "gut" hervor. "Die Deutsche Bahn AG plant, den Anlagen- und Gebäudebestand des ehemaligen Betriebswerks Kreuzberg rückzubauen und die vorhandenen Verunreinigungen des Bodens und der Bausubstanz zu beseitigen." Dem löblich klingenden Einsatz geben die Mitglieder des Arbeitskreises Eifelbahnen dagegen ein "ungenügend". Björn Göppl, zuständig fürs Ahrtal, regt sich auf. "Sofort nach der Stillegung 1987 hätte die Bahn den Boden sanieren müssen." Nur wenige Meter vom alten Betriebsgelände entfernt beginnt die Trinkwasserschutzzone I. Dort stehen die drei Brunnen, aus denen die Kreuzberger versorgt werden.

Nahtlos grenzt der Campingplatz an. Die Häuschen in der Schutzzone II werden so intensiv genutzt, daß die Gemeinde gegen den Pächter inzwischen ein Verfahren angestrengt hat. Nicht ungewöhnlich ist hier der Anblick von vergessenen Öl-Auffangschalen unter undichten Autos, erinnern sich einige Kreuzberger. Und der Boden des gegenüberliegenden alten DB-Betriebsgeländes, ebenfalls Schutzzone II, ist verseucht. Attestieren die Gutachter aus Aachen. Vor allem Mineralöl-Kohlenwasserstoffe im Bereich der ehemaligen Dieseltankstelle und unter der Bodenplatte des Lokschuppens würden das Grundwasser erheblich gefährden.

Ein Grund, den Lokschuppen am besten abzureißen, um den Boden zu sanieren. Wofür diesmal die Gutachter ein "nicht befriedigend" von Göppl einstecken: "Die Kohlenwasserstoffe übersteigen in weiten Teilen im Bereich der Dieseltankstelle den vorgegebenen Grenzwert und nicht im Bereich des Lokschuppens. Schon gar nicht unter der Erde." Die Auflistung der Bohrpunkte in dem Gutachten gibt ihm recht.

Zwei Aussagen

100 Milligramm pro Kilogramm hat die Bezirksregierung Koblenz für erträglich erachtet. Aussage gegen Aussage in ein und demselben Gutachten, vergleicht man Schlußfolgerung mit graphischen Übersichten: Bis ein Meter Tiefe im Schuppenboden stellten die Aachener eine Grenzwertüberschreitung um das knapp Sechsfache fest, unter der Betonplatte aber wurden statt 100 nur 10 Milligramm Schadstoffe pro Kilogramm gefunden. Die "erhebliche Gefährdung für das Trinkwasser" kann den Tabellen zufolge nur vom Erdreich der Tankstelle ausgehen, wo der Richtwert bis zum 137fachen überschritten ist.

So kämpft der Verein weiter um den Erhalt des Lokschuppens. Inzwischen schon seit vier Jahren. Der Schuppen soll historischen Dampfloks als Unterstellmöglichkeit dienen, ein kleines Museum wollen die Mitglieder einrichten, die Gleisanlage wieder vervollständigen und von Kreuzberg aus Nostalgie-Touren organisieren, eingebunden in das DB-Pilotprojekt, nach dem ab 7. September historische Dampfzüge die Wochenenden der Gäste verschönen sollen. "Wir wollen eben eine geldbringende Attraktion mehr schaffen für die neue ,Gesundheits- und Fitnessregion Kreis Ahrweiler'", bringt es Göppl auf den Punkt.

Schützenhilfe bekam der Verein aus Mainz. Landesdenkmalpfleger Dr. Paul-Georg Custodis will seinen Wunsch, das alte Betriebsgelände als technisches Kulturdenkmal geschützt zu wissen, erfüllt sehen. Das Werk in Kreuzberg sei das einzige mit Gleisen erhaltene Bahnbetriebswerk im Ahrkreis, neben dem in Gerolstein das einzige noch bestehende im gesamten Eifelraum. Unwiderbringlich verloren seien andernorts die Drehscheiben, nur die in Kreuzberg gebe es noch. So beantragte Custodis im Januar 1993 bei der Kreisverwaltung Ahrweiler, das Empfangsgebäude, den Lokschuppen und das Nebengebäude förmlich als Kulturdenkmäler auszuweisen.

Doch die Kollegen der Unteren Denkmalbehörde kamen dem Wunsch aus Mainz bis heute nicht nach. Baurat Raymund Pfennig hat nach wie vor Bauchschmerzen, was den Lokschuppen anbelangt. Denn kurze Zeit nach dem Ansinnen aus Mainz kamen zwei weitere Anträge in Ahrweiler an: Die Deutsche Bahn und die Ortspolizeibehörde Altenahr drängten auf Abriß. Das Dach sei so marode, daß es einzustürzen drohe, eine Versiegelung des Bodens unmöglich, da der Schuppen zunehmend verfiele. Überdies habe der Regen, der durch das undichte Dach drang, die Schadstoffe durch den Beton ins Erdreich gespült. Eine Begründung, die auch die Gutachter aus Aachen bestätigen.

Umgekehrt gedacht

Wir mußten also zwischen zwei Gütern abwägen: öffentliche Sicherheit contra Denkmalschutz", erklärt Pfennig das jahrelange Zögern. Er stützt sich dabei auf einen "zulässigen Umkehrschluß aus dem rheinland-pfälzischen Denkmalschutzgesetz". Der Regelfall sieht vor, daß ein Gebäude auf Antrag erst unter Schutz gestellt werden muß, dann erst kann über einen Abriß beraten werden. "Wenn aber von vornherein klar ist, daß ein Kulturdenkmal von morgen schon heute so verfallen ist, daß es übermorgen abgerissen werden muß, dann kann man die Unterschutzstellung verweigern."

Der Streitfall war programmiert. Die Bezirksregierung Koblenz hat ihn im Juni dieses Jahres entschieden. Sie wies die Kreisverwaltung an, den Lokschuppen förmlich als Kulturdenkmal auszuweisen. Sie schränkte aber gleich wieder ein: "Da durch den zunehmenden Verfall, insbesondere des Schuppendachs, jedoch die Gefahr wächst, daß in dessen Betonboden enthaltene Schadstoffe durch Regenwasser in das darunterliegende Erdreich gespült werden, wäre einem möglichen zukünftigen Abbruchantrag (...) im Hinblick auf das öffentliche Interesse ,Trinkwasser` wohl stattzugeben." Nur: Das Regenwasser läuft von der Bodenplatte in die Ringkanalisation, wo von jeher Ölabscheider die Verunreinigungen herausfiltern, und weiter durch den Kanal in die Ahr.

Innerhalb der kommenden vier Wochen wird die Kreisverwaltung den Schuppen als Denkmal ausweisen, sagt Pfennig. Eigentümer und Gemeinde werden nochmal gehört. Bisher hält sich die DB mit Äußerungen zurück, beim Ortstermin in dieser Woche war kein Vertreter anwesend. Seit ein paar Tagen erst hat die Niederlassung Trier im Zentralbereich Immobilien die Zuständigkeit von Köln übernommen, "der Vorgang liegt noch im Karton", erklärt ein Sprecher die schwer durchschaubare Lage. Eine knappe Äußerung kommt dagegen von Ortsbürgermeister Georg Knieps: "Wir sind nach allen Seiten offen."

Vielleicht wirft der ein oder andere im Kreishaus auch nochmal einen klärenden Blick ins Strömungsgutachten, das der Verwaltung laut EVM vorliegt. Darin wird deutlich, daß das Grundwasser eher Richtung Ahr abwärts fließt - und nicht zu den Trinkwasserbrunnen. Für diese besteht demnach keine akute Gefahr durch das alte Betriebswerk. Zumal in den vergangenen Jahrzehnten keine Kohlenwasserstoffe im Brunnenwasser gefunden wurden.

Sache für Millionen

Gibt die Ahrweiler Behörde einem Abrißantrag der DB statt, "wird Mainz wohl widersprechen, wonach die Koblenzer dann wieder entscheiden müssen", schätzt Pfennig. In ihren Überlegungen berücksichtigen werden die Fachleute bei der Bezirksregierung zweierlei: zum einen den Arbeitskreis Eifelbahnen, der in alle Unternehmungen eingebunden sehen wollen und dessen Nutzungs-und Finanzierungskonzept bis Mitte September vorliegen soll. Zum anderen die Kosten der Bodensanierung. Laut Aachener Gutachten werden 1,95 Millionen Mark zu Buche schlagen, reißt man den Schuppen ab. 4,3 Millionen Mark sind es hingegen, bleibt der Schuppen stehen.

"Zu hoch gegriffen" nennt Göppl diese Summe. "Der Boden des Schuppens muß nicht ausgetauscht werden. Die Alternative, ihn zu reinigen, reicht. Nur die hat noch keiner berücksichtigt." Sein Nutzungskonzept will der Arbeitskreis mit Zuschüssen aus Mainz und aus Euro-Töpfen sowie aus Eigenmitteln finanzieren. Nach dem Vorbild Gerolstein. Auf der dortigen Werksuhr ist die Zeit nicht stehengeblieben. (RZ 17.8.96)


Gleisbauarbeiten

Gleisbauarbeiten werden zwischen den Bahnhöfen Walporzheim und Kreuzberg in der Nacht vom Donnerstag, 8. August, auf Freitag, 9. August, durchgeführt. Aufgrund des Zugverkehrs am Tag wird in der nächtlichen Zugpause von 21 Uhr bis 6 Uhr gearbeitet. Die Deutsche Bahn AG bittet die Anwohner um Verständnis, daß eine Lärmbelästigung nicht zu vermeiden ist.


Im Herbst Traditionszug durchs Ahrtal

Die Deutsche Bahn macht der Ahrtalstrecke Dampf: An zehn Herbst-Wochenenden, voraussichtlich ab 7. September, wird dreimal täglich zwischen Remagen und Kreuzberg der "Traditionszug Berlin" verkehren, bespannt mit einer Tenderlok der Baureihe 62. Alfons Meyer, Geschäftsführer des Touristik-Service Ahr, Rhein, Eifel, sieht in der Offerte der Bahn "ein Geschenk, das wir als Fremdenverkehrsregion einfach annehmen müssen".

Hintergrund des Deals, an dem auch Harald Oerters (Bad Bodendorf), früher Bundesbahn-Direktion Köln und Generalvertretung Koblenz, beteiligt war: Seit Übernahme der Deutschen Reichsbahn (DDR) verfügt die DB über ein Arsenal von Oldtimer-Zügen. Pilotprojekte sollen zeigen, wo sich ihr Einsatz besser rechnet: auf einer "aktiven" Strecke wie im Ahrtal oder auf einer stillgelegten in Bayern.

Der Zug mit drei Wagen 2./4. Klasse, drei Wagen 2. Klasse, einem Buffet- und einem Packwagen (für Fahrräder!) wird an allen Orten zwischen Remagen und Kreuzberg halten. "Tour" schnürt derzeit touristische Rahmenprogramme.


Die "Wiedergeburt" der Bahnstrecke Kreuzberg - Ahrbrück wurde am 2.Juni mit einem Volksfest ausgiebig gefeiert

Ahrtal-Express war hoffnungsvoll überfüllt

Um 8.07 Uhr erreichte am 2.6.96 nach über zehnjähriger Pause wieder ein Personenzug Ahrbrück. Mit einem Volksfest feierten Bürger, Bahn und Eisenbahnfreunde die "Reaktivierung" der Bahnstrecke von Kreuzberg bis Ahrbrück.

2,3 Kilometer Bahnstrecke, die auch den Wiederanschluß an das europäische Bahnnetz bedeuten. Mit teilweise lästernden Worten wurde um 11.07 der offizielle Festzug im Bahnhof begrüßt: Der Ahrtal-Express hatte zwei Minuten Verspätung. Was ihm aber niemand übelnahm, denn der Zug war gerammelt voll mit vergnügten Fahrgästen, die sich diese historische Stunde der Wiedergeburt des Personenzugverkehrs auf einem Stück ehemaliger Bahnstrecke nicht entgehen lassen wollten. Zudem war das Bahnticket den ganzen Sonntag lang auf der Ahrtalstrecke zum Nulltarif zu haben. Genau zum Fahrplanwechsel 1996/97 wurde als erste Strecke für den Norden des Landes Rheinland-Pfalz der Schienen-Personennahverkehr auf einer Eisenbahnstrecke wiedereröffnet.

Zum ersten Mal gibt es damit im Landkreis Ahrweiler einen Taktverkehr gekoppelt mit Bus und Bahn. Von Remagen bis Ahrbrück mit der Bahn, umsteigen direkt in den Bus der RVK bis nach Adenau - mit einer einzigen Fahrkarte.

Was alles ein Anlaß auch für Reden war. Ahrbrücks Ortsbürgermeister Helmut Krüger erinnerte daran, daß die Bundesbahn bei ihrem Abschied vor elf Jahren ein "verwahrlostes" Bahnhofsgebäude hinterlassen hatte. Von Bürgern sei es dann aber zu ihrem Bürgerhaus ausgebaut worden. "Daß hier nun wieder ein Haltepunkt der Bahn ist, hat etwa 600 000 Mark gekostet, die zu 90 Prozent vom Land getragen worden sind." 120 000 Mark und etliche Eigenleistungen erbrachte die Ortsgemeinde Ahrbrück, 4000 Mark die Verbandsgemeinde Altenahr. "Der Kreis aber hat die Chance vertan, sich deutlich zum Schienenverkehr zu bekennen, indem er nur 10 000 Mark zur Verfügung stellte", übte Krüger deutliche Kritik.

Noch drei Wochen

In etwa drei Wochen werde der Haltepunkt komplett fertiggestellt sein. Für das Land Rheinland-Pfalz wies Dr. Georg Speck, Eisenbahnreferatsleiter im Mainzer Verkehrsministerium, besonders auf die Vorzüge des Rheinland-Pfalz-Taktes, des integralen Taktfahrplans, hin. Dieser könnte nun auch in dieser Region genutzt werden. "So sind auch Arbeitsplätze in den Ballungsgebieten besser erreichbar."

Achim Haag, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, stellte besonders das Engagement der Bürger für diesen Haltepunkt heraus. Sie hätten den Anstoß gegeben, die Ahrtalstrecke wieder zu verlängern. Doch müßten die Bürger auch ihren Teil dazu beitragen, daß die Bahn am Leben erhalten bleibe. "Ich bin aber sicher, daß dies gelingt", meinte er mit Blick auf die riesige Besuchermenge zur Eröffnungsfeier.

Optimistisch äußerte sich auch Dr. Walter Dirmeier von der Deutschen Bahn AG. Die Reaktivierung des Streckenstückes sei auch ein Zeichen für die sich abzeichnende gute Entwicklung des Personenverkehrs. Er kündigte an, daß die Bahn mit Unterstützung des Landes in den nächsten sieben Jahren ein neues Wagenmaterial investieren wird.


Feiern mit der Bahn

Die Ahrtalbahn feiert am 2.Juni die Wiedereröffnung der Personenverkehrs-Strecke zwischen Kreuzberg und Ahrbrück am Sonntag mit einem Fest für jung und alt. Dazu laden die Ortsgemeinde Ahrbrück, das Mainzer Verkehrsministerium und die Deutsche Bahn AG ein. Den ganzen Tag über kann jedermann mit der Bahn kostenlos und im Stundentakt zwischen Remagen und Ahrbrück hin und her fahren. Die offizielle Eröffnungsfahrt ist um 10.19 Uhr ab Remagen, dieser Zug kommt fahrplanmäßig um 11.07 Uhr in Ahrbrück an. Schon um 10 Uhr gibt es Unterhaltung und Information am Bahnhof Ahrbrück, natürlich mit einem rustikalen Imbiß sowie Kaffee und Kuchen. Um 15 Uhr beginnt eine Verlosung mit tollen Preisen.


Diesmal mit der Fahrkarte für den Zug stimmen

Am Sonntag wird der Bahnhof Ahrbrück wieder ans Netz der Deutschen Bahn AG angeschlossen - Genau elf Jahre nach der Stillegung

Am Sonntag, also mit Beginn des Fahrplanwechsels am 2. Juni, wird im Eisenbahnverkehr an der Ahr ein vielversprechendes Kapitel neu aufgeschlagen. Die Ahrtalbahn, das Rückgrat des Kreises Ahrweiler im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), erhält in Ahrbrück ihren neuen Endpunkt. Nachdem vor rund zehn Jahren das Netz der Ahrtalbahnen aus Gründen mangelnder Wirtschaftlichkeit, aber auch wegen politischer Kurzsichtigkeit von 128,3 auf 31,6 Kilometer Länge schrumpfte, kommen nun 2,3 Kilometer im Personenverkehr zwischen Kreuzberg und Ahrbrück neu hinzu.

Zunächst ein Rückblick in die Geschichte: Am 18. September 1880 erreichten die ersten Züge der Ahrtalbahn die Kreisstadt Ahrweiler, am 1. Dezember 1886 erfolgte die Verlängerung der Schienenstrecke bis nach Altenahr. Die Station Brück (Ahr) erhielt Anschluß an die weite Welt, als am 15. Juli 1888 die Bahnverbindung nach Adenau eröffnet wurde. Weitere Bahnbauten um 1912/13 ließen das Netz der Ahrtalbahnen bis nach Gerolstein, Jünkerath und Blankenheim Wald anwachsen. Der zweigleisige Ausbau der Ahrtalbahn in den Jahren 1911/12 und die nicht mehr vollendete Bahnbauten auf der Grafschaft zeugen auch von der damals strategischen Bedeutung der heimischen Bahnlinien. Nach den Zerstörungen im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges lief am 13. Juni 1945 in Brück (Ahr) der Bahnbetrieb wieder an.

Fünf Jahre später, am 13. April 1950, trafen in Ahrbrück die ersten ermländischen Familien ein, welche das Gebiet des ehemaligen Luftwaffenübungsplatzes besiedeln sollten und dies auch erfolgreich taten.

Schienenfreie Eifel

Anfang der 70er Jahre erwog die Bundesbahn noch eine Elektrifizierung der Ahrtalbahn bis Adenau, doch schon 1973 sah die Realität anders aus. Die obere Ahrtalstrecke zwischen Dümpelfeld und Hillesheim-Lissendorf wurde stillgelegt und 1975/76 abgerissen. In den Folgejahren beschritt die Deutsche Bundesbahn konsequent den Weg zur schienenfreien Eifel. Auto und Bus hatten sich vielerorts durchgesetzt. Gedanken des Umweltschutzes und die Vorzüge des ÖPNV waren zu dieser Zeit noch nicht in den Köpfen der Bürger verwurzelt.

So kam es schließlich zur Stillegung eines großen Teiles der Ahrtalbahnen. "Der Bürger hat mit der Fahrkarte gegen die Bahn gestimmt", so lautete die Standardaussage der Bahnverwaltung, als 1984 die Stillegung der Ahrtalbahn erstmals diskutiert wurde. Als sogar Lokalpolitiker diese "Argumentationshilfe" übernahmen, war das Ende nicht mehr fern. Im 150. Jahr ihres Bestehens hatte die Bundesbahn dann für die Ahrtalregion ein besonderes Präsent parat: die Stillegung des Personenverkehrs zwischen Kreuzberg und Adenau. Dem Anlaß entsprechend geschmückt und von vielen Freunden der Ahrtalbahn begleitet, verkehrte am 1. Juni 1985 der letzte Personenzug in die Stadt am Fuße des Nürburgrings.

Gedanken an Privatbahn

Entgegen der andernorts üblichen Praxis erfolgte allerdings nicht der Streckenabriß. Die durch starke Wirbelstürme im Adenauer Forst hervorgerufene Abfuhr von Windwurfholz erlaubte die einstweilige Weiterführung zumindest des Güterverkehrs. Es fehlte im Winter 1985/86 nicht an Initiativen zum Erhalt der Bahnstrecke. Gedanken einer Privat- und Museumsbahn wurden konzeptionell erarbeitet. Immer auf der Seite der bahnerhaltenden Leute war Altenahrs früherer Bürgermeister Hermann Heiser. Durch die seinerzeitige Vakanz beim Amt des Adenauer Bürgermeisters fehlte jedoch ein wichtiger Eckpfeiler im Kampf um den Bestand der Bahnlinie. Am 19. März 1986 erfolgte dann doch die betriebliche Sperrung der Strecke nach Adenau. Um dennoch weitere Holztransporte auf der Schiene zu ermöglichen, gelang es der rührigen Remagener Bahnhofsleitung, den aufgelassenen Wagenladungstarifpunkt Brück (Ahr) wieder in Betrieb zu nehmen.

Schnell abgebaut

Trotz aller bahnfördernder Aktionen setzte die DB weiter auf Streckenabriß. Gerade hatte am 1. April 1986 mit Peter Labonte der neue Bürgermeister in Adenau die Amtsgeschäfte übernommen, da erschien ein erster Demontagetrupp der Bahn im dortigen Bahnhof. Um die Eile zu unterstreichen, kam erstmals in der Eifel der Schnellabbauzug US 3 zum Einsatz. Er verrichtete sein "Werk" in der Zeit vom 23. April bis zum 7. Mai 1986 schnell und gründlich. Danach erlebte Brück (Ahr) nur noch die Durchfahrt des werktäglichen Übergabezuges zur Firma Klören in Hönningen.

Hier und da zeigten sich auch nach der Stillegung Personenzüge in Ahrbrück; so am 13. Juni 1986, als ein Zug der Ahrtalbahn wegen der Veranstaltung "Rock am Ring" von Bonn bis Brück (Ahr) durchgebunden wurde. Der Kreuzberger Felssturz vom 17. Februar 1988 sorgte gar für einen zehntägigen "Inselbetrieb" der Bahn zwischen Kreuzberg und Brück (Ahr). In beiden Fällen konnte bereits jener Übergang vom Zug zum Bus praktiziert werden, welcher ab kommenden Sonntag die Regel sein wird.

Am 3. Oktober 1991 erschien ein spezieller Sonderzug in Ahrbrück, als man nach einem Umbau das ehemalige Empfangsgebäude als neues Bürgerhaus wiedereröffnete. Der Besuch eines Dampfsonderzuges am 3. Oktober 1994 mag ebenfalls als gutes Omen für die Belebung des neuen Bahnhofs Ahrbrück gegolten haben.

Hat sich in den letzten Jahren seit der Stillegung etwas verändert? Entgegen anderen Vergleichsfällen wurde der Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen der Umsteigestation Altenahr und Adenau in den letzten elf Jahren nicht wesentlich reduziert. Jene Kräfte, die sich 1986 besonders für den Erhalt der gesamten Ahrtalbahn einsetzen, haben seit 1987 eine neue Heimat im Brohltal gefunden. Früher oft belächelt, betreibt man heute in Eigenverantwortung die Fremdenverkehrsattraktion "Vulkan-Expreß".

Bahn im Takt

Hatten in der Stillegungsphase 1984/85 der Kreis und das Land noch nicht einmal alle Widerspruchsmöglichkeiten gemäß Bundesbahngesetz ausgeschöpft, so präsentiert der Kreis Ahrweiler heute eine bemerkenswerte Grundversorgung in Sachen ÖPNV, und das Land hat mit der Einführung des "Rheinland-Pfalz-Takts" eine vielbeachtete Renaissance des Schienenverkehrs eingeleitet.

Seit 1994 ist die Deutsche Bahn AG ein eigenständiges Unternehmen. Die Vertaktung der Zugleistungen an Rhein und Ahr, die Einführung von Jobticket-Angeboten machen die Schiene wieder attraktiv. "Rückfälle" gibt es allerdings auch, denn derzeit steht der Rückbau des Bahnhofs Kreuzberg auf nur noch zwei Gleise zur Diskussion. Wo werden dann die Sonderzüge zu den Weinfesten abgestellt? Und der Blick auf die Nachbargemeinde Hönningen ist inzwischen geprägt durch die drohende Schließung der Firma Klören, ein treuer Bahnkunde. Wie wird es weitergehen mit der unendlichen Geschichte der Ortsumgehung? So fragen die leidgeprüften Bürger.

Am Sonntag, den 2. Juni 1996, beginnt jedenfalls an der Ahr eine neue Ära: Ahrbrück ist wieder am Zuge. Nun gilt es, das neue Angebot der Bahn zu nutzen und der Ahrtalbahn eine gute Zukunft zu wünschen.


Nachts am Gleis

Auf der Ahrtalstrecke zwischen Walporzheim und Kreuzberg werden in dieser Woche Gleisarbeiten ausgeführt, und zwar jeweils von 20 bis 6 Uhr. Das sei wegen der starken Belegung der Strecke tagsüber nicht möglich, führt die Bahn AG dazu aus. Und trotz moderner Maschinen gehe es auch nicht ganz ohne Lärm ab. (20.5.96)


Spatenstich für bevorstehende Wiederinbetriebnahme der Ahrtalbahn zwischen Kreuzberg und Ahrbrück

"Wir sind wieder dabei", verkündete Ahrbrücks Ortsbürgermeister Helmut Krüger gestern stolz und voller Vorfreude, "die Ahrtalbahn fährt bald wieder bis nach Ahrbrück!" Am 2. Juni, zum nächsten Fahrplanwechsel der Deutschen Bahn AG, sollen in seiner Gemeinde wieder Personenzüge halten - und das sogar im Stundentakt. Staatssekretär Ernst Eggers machte  am 14. März auf den Gleisen vor dem Bahnhof Ahrbrück den ersten Spatenstich für die vorbereitenden Bauarbeiten. Denn im jetzigen Zustand sind weder der Ahrbrücker Bahnhof noch die 1985 stillgelegte Schienenstrecke zwischen Kreuzberg und Ahrbrück "fahrgasttauglich".

Krüger erinnerte daran, daß die örtliche SPD 1993 im Gemeinderat den Antrag gestellt hatte, die Ahrtalbahn wieder zu aktivieren. Schnell sei diese Idee von allen Fraktionen und Bürgern mitgetragen worden. Als dann die Kosten auf dem Tisch lagen, habe man sich aber doch gefragt: "Lohnt sich das?" Nachdem das Land und der Kreis sich in erheblichem Umfang an der Finanzierung beteiligen, sagte der Gemeinderat: "Ja!"

Auch Bürgermeister Achim Haag zeigte sich erfreut über die verlängerte Ahrtalbahn. "Sie sehen: wenn eine Bürgerschaft etwas erreichen will, dann führen auch Wege zum Ziel", lobte er den Einsatz vieler Personen für dieses Vorhaben. Allerdings sei die Wiederinbetriebnahme auch ein Auftrag an die Bevölkerung. "Es reicht nicht, daß der Zug fährt - wir müssen ihn auch nutzen", sprach Haag sich für das Umsteigen vom Auto in den Zug aus. Ähnlich sah es auch Eggers: "Nur wenn wir die Bahn auch nutzen, kann sie wirtschaftlich auf Dauer tragfähig sein!" Schließlich könne durch die Schiene die straßenführungsbedingt lange Fahrzeit etwa der Busse zwischen Kreuzberg und Ahrbrück deutlich verkürzt werden: "Bahn fahren spart Zeit!"

Mit der Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs, so Eggers weiter, werde die "Aufwertung der Ahrtalbahn" weiter fortgesetzt, die zuvor mit dem Einsatz neuer Reisezugwagen und moderner Fahrkartenautomaten begonnen worden sei. Inzwischen habe die Bahn auch das Fahrplanangebot deutlich verbessert. Künftig solle die Strecke durch den Einsatz moderner und leiserer Dieselloks weiter aufgewertet werden. Daneben sei die Verbesserung der Bahnhöfe und Haltepunkte wichtig. Hier sah er die Gemeinden gefordert, sich entsprechend zu engagieren, "denn die Bahnhöfe sind die Visitenkarten der Orte". Insbesondere in Bad Neuenahr und Bad Bodendorf sieht Eggers erheblichen Handlungsbedarf. Das Land sei bereit, 85 Prozent der zuschußfähigen Kosten zu übernehmen, stellte er in Aussicht.



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