Nachrichten Archiv 1997


Der Interregio kommt, die Ahrtalbahn ist weg

Neuer Fahrplan bringt aber auch Gutes

Zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember wird es am Knoten Remagen Verbesserungen bei der Anbindung der Nahverkehrszüge gehen; der Anschluß des Ahrtales an den überregionalen und Fernverkehr behält aber nach wie vor sehr deutliche Mängel. Das entnimmt SPD-MdB Hans Wallow einem Schreiben des Vize-Direktors des "Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord", Stephan Pauly.

Die Verbesserungen im Nahverkehr: Der Taktzug nach Dernau verkehrt ab Remagen zukünftig zur Minute 26. Damit verkürzt sich die Übergangszeit aus Richtung Köln um 12 Minuten. Nach der Ankunft des Zuges aus Dernau im Bahnhof Remagen zur Minute 32 (Rhythmus aber erst nach 9 Uhr) kann der 6 Minuten später abfahrende Stadtexpreß in Richtung Köln erreicht werden. Auch hier verkürzt sich die Reisezeit um 12 Minuten.

Veränderungen beim Anschluß an den Fernverkehr: Das Angebot auf der Ahrtalbahn wird montags bis freitags um eine zusätzliche Regionalbahn mit Interregioanschluß nach Köln (8.42 Uhr ab Dernau) und eine neue Regionalbahn mit Anschluß vom Interregio aus Richtung Koblenz erweitert (20.26 Uhr ab Remagen). Der Interregio Richtung Koblenz kann zukünftig mit einer Übergangszeit von 11 Minuten benutzt werden.

Doch gleichzeitig bleiben massive Kritikpunkte bestehen: Für Pendler in den Raum Köln gibt es am frühen Morgen in Remagen keine akzeptable Anbindung dr Ahrtalbahn. So fährt der Intercity Frankfurt-Dortmund um 6.31 in Remagen ab. Drei Minuten später schauen die ankommenden Kunden der Ahrtalbahn diesem Zug, der über beste Fernanschlüsse im Hauptbahnhof Köln verfügt, hinterher. Und die Interregio-Abonnenten, die um Minute 42 aus Richtung Köln kommend in Remagen aussteigen, müssen hier 26 Minuten auf ihren Anschluß warten. Am Wochenende kommt um Minute 09 oder 13 der Interregio aus Süden in Remagen an. Die Ahrtalbahn fährt Minuten vorher ab, der nächste Zug fast eine Stunde später.

Nach Auffassung von Hans Wallow sind die jetzt bekannt gewordenen Verbesserungen auch auf die heftigen Proteste vieler Bahnkunden zurückzuführen. Die nächste Chance zu Korrekturen bietet sich dann aber erst wieder mit dem Fahrplanwechsel Ende Mai 1998.


Der "Tag des offenen Denkmals" am 14. September zeigt alte Industrieanlagen

Der "Tag des offenen Denkmals" steht wieder vor der Tür. Manches Kunst- und Kulturdenkmal, das sonst nur schwer oder nie für die Öffentlichkeit zugänglich ist, erschließt sich dem Interessierten am Sonntag, 14. September, auch im Kreis Ahrweiler.

Ausgewählte Kulturdenkmäler unserer Heimat werden auch in diesem Jahr den Bürgern näher gebracht, zumal dem "Tag des offenen Denkmals" in Rheinland-Pfalz heuer noch eine besondere Bedeutung zukommt, da das Land seinen 50. Geburtstag begeht. Dies ist ein besonderer Anlaß, nicht nur einen Blick auf die Geschichte der vergangenen 50 Jahre zu werfen, sondern auch auf die lange Tradition, die in diesem Lande überliefert ist und sich in zahlreichen Kulturdenkmälern der unterschiedlichsten Epochen widerspiegelt.

Aus zehn wurden 16

Im Kreis Ahrweiler werden am 14. September 16 Kunst- und Kulturdenkmäler vorgestellt. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz und der Kreisverwaltung Ahrweiler, als Untere Denkmalschutzbehörde, hat der "Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz" (RVDL), Ortsverband Bonn, die geeigneten Kirchen und Kapellen, Burgen und Burghäuser, eine alte Mühle sowie historische Industrieanlagen ausgewählt. Diese werden durch qualifizierte Führungen oder auch von den Denkmaleigentümer selbst, die sich hierfür zur Verfügung stellten, vorgestellt.

Die im Rahmen des Kultursommer Rheinland-Pfalz erschienene Broschüre zum "Tag des offenen Denkmals", herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege, verzeichnet zunächst für den Kreis Ahrweiler nur zehn Objekte. Diese Zahl hat sich in den letzten Wochen durch die Bereitschaft weiterer Denkmaleigentümer, Besuchern einen "Blick hinter die Kulissen" zu ermöglichen, auf 16 erhöht.

Alter Lokschuppen, Bahnbetriebswerk Kreuzberg: nur Besichtigung des Geländes und nur mit Führung möglich; Gebäude ist einsturzgefährdet; Treffpunkt am Bahnhof Kreuzberg zur Ankunft der nostalgischen Sonderzugfahrten mit historischer Dampflok (Köln-Remagen-Kreuzberg) um 11.30 Uhr und 15.30 Uhr.


Kreis verschärft Denkmalschutz für Bahn-Betriebswerk Kreuzberg

Denkmalzone ausweisen - Gleisanlagen sind eingeschlossen

Die Kreisverwaltung Ahrweiler verschärft den Denkmalschutz für das ehemalige Bahnbetriebswerk Kreuzberg. Über die bereits als Einzeldenkmäler ausgewiesenen Teile des Empfangsgebäudes, des Ringlokschuppens und des Standortes der Drehscheibe mit Zufahrtsgleisen hinaus soll jetzt die gesamte Anlage einschließlich der Gleise als Denkmalzone ausgewiesen werden.

Über die Anlage, die beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September, der interessierten Öffentlichkeit zugänglich ist, wurde in den Jahren seit ihrer Stillegung heftig diskutiert. Beteiligt sind und waren einerseits Behörden sowie haupt- und ehrenamtliche Denkmalschützer, andererseits die Deutsche Bahn AG als ehemalige Nutzerin und jetzige Eigentümerin sowie schließlich der Museumsverein Bahn-Betriebswerk Kreuzberg als Interessent für eine spätere Nutzung.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr, am 16. September 1996, hatte die Kreisverwaltung die Einzeldenkmäler des Betriebswerks unter förmlichen Denkmalschutz gestellt. Dagegen hatte die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin Widerspruch eingelegt und vor dem Verwaltungsgericht Koblenz Klage erhoben. Das Gerichtsverfahren mit der Bahn AG ist noch anhängig. Für Diskussionen sorgen die Sanierungskonzepte beziehungsweise die Erhaltungsmaßnahmen einschließlich deren Kosten.

In Abstimmung mit der zuständigen Denkmalfachbehörde, dem Landesamt für Denkmalpflege in Mainz, soll die "bauliche Gesamtanlage" nach Paragraph 5 Denkmalschutzgesetz jetzt als Denkmalzone durch Rechtsverordnung zusätzlich unter förmlichen Denkmalschutz gesetzt werden. Für die Einzeldenkmäler entfällt aber nicht die bereits durch schriftliche Verfügung ausgewiesene Unterschutzstellung. Diese wird im Gegenteil noch zusätzlich auf die "bauliche Gesamtanlage" ausgedehnt. Die Abgrenzung der Gesamtanlage als Denkmalzone wird hierbei in einer Karte des Gebietes festgelegt.

Anders als bei den "Einzeldenkmälern" sind bei der Denkmalzone die mit ihnen verbundenen Grün- und Freiflächen - somit auch die Gleisanlagen - in die Unterschutzstellung eingeschlossen. Dabei ist es nicht erforderlich, daß Gegenstände, Anlagen oder Flächen innerhalb dieser Zone unbedingt Kulturdenkmäler im Sinne des Gesetzes sein müssen.

© Kreisverwaltung Ahrweiler - 11.09.1997


Mit dem Dampfroß nach Fahrplan reisen

Historische Züge liegen voll im Trend - Deutsche Bahn bietet regelmäßige Wochenendfahrten an Ahr und Nahe

Da leuchten nicht nur Kinderaugen: Dampfloks und historische Züge erleben ihren zweiten Frühling, sind populär wie lange nicht.

Eisenbahnvereine und die Deutsche Bahn nutzen den Trend zu den schnaubenden Riesen und bieten Oldtimer-Fahrten auf attraktiven Strecken an. "Im vergangenen Jahr waren unsere Züge durchweg voll", so der Verband der Deutschen Museums- und Touristikbahnen.

Die weitverzweigte Eifelbahn wird sogar von zwei Vereinen befahren, die Ausflüge von Mayen nach Gerolstein anbieten.

Auch die Hunsrückbahn ist sehr beliebt, ihre Renaissance als Personenzugstrecke allerdings noch ungewiß - zumindest auf der Strecke zwischen Simmern und Hermeskeil.

"Der Dampfzug-Boom ist da, und was die Vereine und ihre Mitglieder auf eigene Kosten leisten, ist mehr als beachtlich", so die Fachzeitschrift "Eisenbahn-Kurier".

Vor allem die Instandhaltung stillgelegter Strecken, Lok- und Waggon-Wartung wären anders nicht zu bezahlen.

Den Trend zum Schienen-Oldie nutzt die Bahn jetzt sogar per Fahrplan: In Rheinland-Pfalz werden die Ahrtalbahn zwischen Sinzig und Kreuzberg und die Nahetalbahn von Frankfurt nach Saarbrücken an den Wochenenden regelmäßig mehrmals täglich "bedampft".

In seiner aktuellen Ausgabe sieht der "Eisenbahn-Kurier" diese Schnauferl-Touren allerdings kritisch: Zu hohe Preise, wenig attraktive Strecken, ungünstig gelegene Ausgangsbahnhöfe, falsche Lokauswahl, Überbeanspruchung der Loks, unprofessionelles Marketing - so das Urteil der Bahn-Reporter.

Ihr Vorschlag: Das "Schöne-Wochenende-Ticket" soll mit einem Zuschlag auch auf Dampfzügen gelten.

Bahn-Sprecher Horst Rohrbacher hält dagegen: "Dieses Ticket soll leere Wochenendzüge füllen. Für Dampfzüge rechnet es sich betriebswirtschaftlich nicht." Dafür gebe es spezielle Angebote für Familien und Gruppen.

Auch von überforderten Loks kann laut Rohrbacher keine Rede sein: "Wir hatten anfangs technische Schwierigkeiten. Mittlerweile sind die Dampfzüge sehr pünktlich - also ist auch alles in Ordnung."


Gefahr für das Wasser: Anklage gegen Bahn-Verantwortliche

Verseuchter Schotter, vergiftetes Gleisunterbett auf der Strecke Remagen - Ahrbrück und 120 vergessene Liter Altöl auf dem ehemaligen Betriebswerk in Kreuzberg: Die Staatsanwaltschaft Koblenz machte bei der Deutschen Bahn AG drei Verantwortliche für die Umweltverschmutzung aus und erhob jetzt beim Amtsgericht Ahrweiler Anklage.

Der Leiter des technischen Bereichs der Niederlassung Koblenz, der Umweltschutzkoordinator Koblenz und der Leiter des Instandhaltungsbezirks Koblenz-Nord wußten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft davon, daß zwischen Remagen (Gleise 5, 6, 7 und 18) und Ahrbrück literweise Hydrauliköl und Schmierfette aus den Dieselloks lief, die alt und mangelhaft gewartet seien. Zudem wären die Loks über Nacht und länger auf Gleis 1 und 2 im Bahnhof Kreuzberg abgestellt gewesen, obwohl keine Auffangmatten installiert waren.

Jederzeit habe die Gefahr bestanden, daß Regen die Fette und das Öl durch Schotter und Gleisunterbett ins Erdreich abschwemme und damit auch das Grundwasser tangiere. Ein paar Meter nur trennen die Kreuzberger Trinkwasser-Brunnen in der Wasserschutzzone 1 von dem alten Bahnbetriebswerk in der Wasserschutzzone 2. Dort ließ die Bahn 1992 die alte Tankanlage abreißen. 120 vergessene Liter Dieselöl fand die Kripo im vergangenen Jahr in den alten Versorgungsleitungen. (RZ 12.06.1997)


Nächtlicher Lärm unvermeidbar

Die Deutsche Bahn AG führt in den Nächten von Montag, 21. Juli/Dienstag, 22. Juli, bis Donnerstag, 24. Juli/Freitag, 25. Juli, jeweils in der Zeit von 21 bis 6 Uhr Gleisbauarbeiten auf der Strecke Remagen - Kreuzberg durch. Wegen der starken Belegung der Strecke am Tage können die Arbeiten nur nachts ausgeführt werden. Trotz des Einsatzes moderner Geräte ist eine Lärmbelästigung der Anwohner nicht zu vermeiden.


Fahrplan bleibt so

Neu erst Ende 1997

Der in Koblenz ansässige Geschäftsbereich Nahverkehr der Deutschen Bahn, Regionalbereich Rhein-Mosel, hat angekündigt, zum Dezember 1997 einen neuen Fahrplanentwurf zu erarbeiten. Vorerst freilich müssen sich die Bahnkunden mit den seit dem Fahrplanwechsel im Juni eingetretenen Verschlechterungen bei der Anbindung der Ahrtalbahn an die Rheinstrecke abfinden.

Diese Information enthält ein Antwortschreiben von Landrat Joachim Weiler an den SPD-Bundestagsabgeordneten Hans Wallow. Der hatte sich an Weiler in dessen Funktion als Vorsitzender des "Zweckverbandes Schienenpersonen-Nahverkehr Rheinland-Pfalz Nord" gewandt und auf eine umgehende Änderung der vorgelegten Pläne gedrängt. Wallow bezeichnete die Bahn nicht nur als Alternative für die große Zahl an Berufspendlern des Ahrkreises; auch zukunftsorientierte Überlegungen hinsichtlich der "Gesundheitsregion Kreis Ahrweiler", der Erreichbarkeit für Gäste, des Umweltschutzes und der allgemeinen Infrastrukturbedingungen seien hier ausschlaggebend. Weiler schreibt, er teile Wallows Bedenken "uneingeschränkt" und hat mehrmals gegenüber der Bahn auf die Verschlechterungen hingewiesen.


Gleisbauarbeiten zur Nachtstunde

Gleisbauarbeiten finden Mittwoch auf Donnerstag im Bahnhof Bad Neuenahr statt, Donnerstag auf Freitag im Bahnhof Ahrweiler, und zwar von 21 bis 6 Uhr. (RZ 17.6.97)


FDP will neue Haltestellen

"Die Erneuerung des Bahnhofs Bad Neuenahr sowie die Einrichtung weiterer Haltepunkte würden zu 85 Prozent vom Land bezuschußt", diese Nachricht überbrachte Ministerialdirigent Kuchenbecker aus dem Verkehrsministerium in Mainz. Auf Einladung des FDP-Kreisvorsitzenden Ulrich van Bebber diskutierte man die Situation und Perspektiven des ÖPNV im Ahrkreis. Heijo Seidel griff dieses Angebot auf und forderte erneut weitere Haltestellen der Ahrtalbahn in Lohrsdorf und Heppingen. "Da diese beiden Haltepunkte von ganz Heimersheim besser erreichbar sind, könnten wir dann auf den Haltepunkt Heimersheim verzichten," so Seidel mit Blick auf die sonst drohende Verlängerung der Fahrtzeit.

Kuchenbecker machte deutlich, daß das Land nach der Bahnreform und der Regionalisierung den für die Gestaltung und den Betrieb des ÖPNV verantwortlichen Kreisen finanzielle Unterstützung anbiete.


"Talent"-Probe auf den Ahrtal-Schienen

Prototyp eines neuen Nahverkehrszuges auf Präsentationsfahrt - Weiler: Regelmäßiger Einsatz ab 1999 möglich

Auf dem Bahnhof in Kreuzberg standen sie kurz einträchtig nebeneinander, die Gegenwart der Bahn und ihre Zukunft. Rechts der gewohnte Pendelzug mit Lok und Waggons, dampfend, mit beschlagenen Fenstern und der obligatorischen Graffiti-Bemalung. Und links sein schnittiger Enkel: sauber, schick durchgestylt, voller Prominenz und erstmal nur zu Besuch im Ahrtal.

"Talent" heißt der Prototyp, der eine neue Generation von Nahverkehrszügen ankündigt. Gestern durfte er bei einer Präsentationsfahrt auf der Ahrtalstrecke zunächst den lokalen Polit-Promis und später der interessierten Bevölkerung schon einmal zeigen, was er kann. In den Ahrkreis geholt hatte den Turbo-Zug der Zweckverband Schienen-Personennahverkehr (SPNV) Rheinland-Pfalz Nord, dessen Vorsteher Landrat Joachim Weiler sich höchst interessiert daran zeigte, das attraktive Gefährt so bald wie möglich im Ahrkreis zu etablieren. "Das ist der Zug-Standart für das nächste Jahrtausend", lobte er den bequemen Sprinter, der den Schienen-Nahverkehr erheblich attraktiver machen könnte.

Der schnelle Tagesgast aus Aachen erregte schon am Start auf dem Bahnhof in Remagen viel Aufsehen. Ein bißchen erinnert er mit seinem windschnittigen Design und seiner silbernen Farbe an einen amerikanischen Greyhoundbus. Statt des üblichen Zuges mit Lok und Waggon wartet da auf die Polit-Prominenz des Ahrkreises ein zweiteiliger Triebzug auf den Gleisen, der eher einer topmodernen Straßenbahn ähnelt. Die Promis dürfen, angeführt von Landrat Weiler, Bürgermeister Edmund Flohe und MdL Petra Elsner (SPD) den Zug zuerst zur Probefahrt bevölkern. Recht ruhig gleitet der Zug dann von Remagen nach Ahrbrück. Vorbei an vielen Hobby-Fotografen, die den "Silberpfeil" als Zaungast auf Zelluloid bannen.

Der Prototyp des neuen Zuges schafft locker 140 Stundenkilometer. Was ihm auf der Ahrstrecke wenig nutzt, denn hier sind überhaupt nur 80 km/h erlaubt. Aber der "Talent" hat andere Qualitäten, mit denen er die Fahrzeit verkürzen kann: das enorme Beschleunigkeitsvermögen zum Beispiel. Dabei wird der Zug lediglich von einem Motor angetrieben, der dem eines Busses ganz ähnlich ist. Auch im Innenbereich läßt der Nahverkehrszug der Zukunft kaum Wünsche offen: Klimaanlage, verschiebbare Sitze, klares Design in Grau und Flieder und von vorne bis hinten durchsehbar. "Wegen der Sicherheit", erklärt Lutz Goeke von der Aachener Herstellerfirma Talbot. Der weist auch darauf hin, daß die Serienmodelle des "Talent", von denen die Deutsche Bahn AG schon 120 gekauft haben soll, dreiteilig gebaut werden und für 151 Gäste Platz bieten.

Ob der "Talent" tatsächlich bald regelmäßig zwischen Rhein und Ahr seine Bahnen ziehen wird, ist noch unklar. Drei Millionen Mark kostet jedes dieser guten Stücke die Bahn. Und die wird jetzt mit so manchem regionalen Zweckverband ausfechten müssen, auf welchen Nebenstrecken die guten Stücke herumsausen. Die haben da ein gewichtiges Wort mitzureden, weil es dabei auch um Landeszuschüsse geht. Weiler will jedenfalls dranbleiben. "Ab 1999", so glaubt er, fährt wohl ein "Talent" auch an der Ahr.

Übrigens: Gegen eine gewohnte Nebenerscheinung des Bahnfahrens ist wohl auch der supermoderne "Talent" machtlos. Er hatte wegen organisatorischer Probleme schon bei der Jungfernfahrt eine halbe Stunde Verspätung... C. Molitor


Zug der Zukunft wird präsentiert

Der "VT 643" auf der Ahrtalstrecke: Am Dienstag, 6. Mai, wird bei Präsentationsfahrten zwischen Remagen und Kreuzberg einer der modernsten Nahverkehrstriebwagen aus der deutschen Produktion von Schienenfahrzeugen vorgestellt. Mit ihm sollen ab 1999 einige Nebenstrecken im nördlichen Rheinland-Pfalz ausgerüstet werden. Auch eine "Publikumsfahrt" wird angeboten: 12.43 Uhr ab Remagen, 13.29 Uhr an Kreuzberg; 13.33 Uhr ab Kreuzberg, 14.13 Uhr an Remagen; zusteigen auch unterwegs; Fahrpreis 70 Pfennig pro Station, Kinder bis elf Jahre frei.


Bahn AG klagt beim Verwaltungsgericht

"Altes Betriebswerk gehört nicht der DB"

Ob das Bahnbetriebswerk in Altenahr-Kreuzberg nun ein erhaltungswürdiges Denkmal ist oder nicht, ist für die Deutsche Bahn AG nicht mehr von großem Interesse. "Das Verfahren vor dem Kreisrechtsausschuß war überflüssig. Das alte Werk gehört nicht der Bahn. Eigentümer ist der Bund", erklärte Rechtsanwalt Hans-Jürgen Müggenborg gestern auf RZ-Nachfrage.

Ein Blick ins Grundbuch habe genügt, um die Klage zum Verwaltungsgericht Koblenz zu begründen. Müggenborg reichte sie in der vergangenen Woche ein. Darin enthalten ist auch die Chronik der Geschichte: Im August vergangenen Jahres wurde das ehemalige Betriebswerk vorläufig unter Schutz gestellt, im Oktober galt es für die Kreisverwaltung endgültig als technisches Kulturdenkmal.

Dagegen legte die Deutsche Bahn AG Widerspruch ein, um sich die Möglichkeit zu erhalten, den alten Lokschuppen abzureißen. Und um sich Kosten zu ersparen, ein Denkmal erhalten und sanieren zu müssen. Im Februar dieses Jahres schmetterte der Kreisrechtsausschuß den Widerspruch der Bahn ab.

Der Weg zum Verwaltungsgericht war offen. "Wir wollen mit der Klage den Rechtsschein beseitigt wissen, daß die Deutsche Bahn AG für eine Sanierung des Werkes zuständig sei. Da der Bund Eigentümer ist, muß das komplette Verfahren in Ahrweiler wiederholt werden. Ohne uns", sagt DB-Anwalt Müggenborg.

Ob es wirklich zu einem neuen Verfahren in Ahrweiler kommt, steht für Veronika Fischer, Vorsitzende des Kreisrechtsausschusses, noch nicht fest. "Die Eigentumsverhältnisse bei der Bahn sind derzeit mehr als undurchsichtig." Sollte der Bund tatsächlich Eigentümer sein, ist der Bescheid gegen die Deutsche Bahn AG formell rechtswidrig. "Wir ermitteln dann den richtigen Eigentümer, der einen neuen Bescheid gleichen Inhalts erhält." Aber erst habe das Verwaltungsgericht das Wort. "Und dies kann dauern."


Endlich rechtliche Grundlage geschaffen

"Wir freuen uns, daß nach vier Jahren jetzt endlich die rechtlichen Grundlagen geschaffen sind, die Anlage dauerhaft zu erhalten." So kommentierte gestern Björn Göppl, Vorsitzender des Museums-Bw Kreuzberg (Ahr) e. V., den Bescheid des Kreisrechtausschusses Ahrweiler.

Göppl bekundete die Bereitschaft des Vereins zur Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und zu Eigenleistungen beim Wiederaufbau. Stark engagiert habe sich der Verein schon im Februar, als er das Gelände aufgeräumt und die Gleisanlagen freigeschnitten habe. Göppl abschließend: "Die Bahn muß aber auch ihren Verpflichtungen hinsichtlich Altlasten-Beseitigung und Denkmalrenovierung gerecht werden."


Das Bahnbetriebswerk Kreuzberg gilt weiterhin als Denkmal

Kreisrechtsausschuß wies den Widerspruch der Deutschen Bahn AG zurück

Das Bahnbetriebswerk in Kreuzberg bleibt weiterhin unter Denkmalschutz. Zu dieser Entscheidung kam der Kreisrechtsausschuß, der am Dienstag unter Vorsitz von Regierungsrätin Veronika Fischer im Kreishaus tagte. Das Gremium schmetterte damit den Widerspruch der Deutschen Bahn AG ab, die den Abriß beantragt hatte.

Sie hatte sich gegen die Unterschutzstellung nach den Buchstaben des rheinland-pfälzischen Denkmal- und Pflegegesetzes gewehrt. Indes ist der Spruch nur rechts-, aber nicht endgültig: Der Deutschen Bahn AG bleibt jetzt der Gang zum Verwaltungsgericht Koblenz offen.

Wer ist zuständig?

Erschwert wurde das Verfahren, weil selbst die Deutsche Bahn AG (DB) nicht so recht weiß, wer in ihrem Unternehmen letztlich für das Betriebswerk Kreuzberg verantwortlich ist. Licht ins Dunkel konnte auch nicht Dipl.-Ing. Reinhold Dunckert bringen, den der DB-Geschäftsbereich Werke nach Ahrweiler beordert hatte. Auch für Rechtsanwalt Hans-Jürgen Müggenborg blieb die Identität diffus, wenngleich er die Bahn in der Widerspruchssache vertritt. Vor dem Kreisrechtsausschuß erklärte Dunckert, daß "das Eisenbahn-Bundesamt genausogut wie die Deutsche Bahn AG selbst zuständig sein könnte".

Spätestens jetzt wußte auch die Ausschußvorsitzende nicht mehr, wer nun als Widerspruchsführer der Bahn anzusehen sei. Vielleicht ja sogar die eigenständige Deutsche Bahn Immobilienverwaltung, die ganz offiziell in den Akten der Kreisverwaltung als Widerspruchsgegner geführt wird? Einzig Raymund Pfennig wußte sich zu helfen. Der Leiter der Denkmalschutzbehörde des Kreises Ahrweiler hatte den umstrittenen Unterschutzstellungsbescheid kurzerhand direkt an Heinz Dürr, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, geschickt.

Mit juristen Strategien versuchte Müggenborg vor dem Kreisrechtsausschuß, die korrekte Zustellung des Bescheids in Frage zu stellen. "Erst wenn definitiv geklärt ist, wer bei der Bahn zuständig ist, sollten wir weiter verhandeln." Ebenso sei noch immer ungeklärt, ob es sich bei den Bauwerken in Kreuzberg tatsächlich um Einzeldenkmäler oder eine denkmalgeschützte bauliche Gesamtanlage handelt. "Wenn dem so ist, wird hier ohnehin ganz klar das falsche Verfahren angewendet", so der Jurist. Für Kreisdenkmalschützer Pfennig ist es ein Einzeldenkmal, das darüber hinaus "im Ahrtal auch eine städtebauliche Funktion hat, an deren Erhalt ein öffentliches Interesse besteht". Dieses Argument hielt auch der Leiter des Landesdenkmalamtes in Mainz, Dr. Custodis, für so wichtig, daß seine Behörde seinerzeit die Unterschutzstellung des Ring-Lokschuppens, der ehemaligen Drehscheibe und der Zufahrtsgleise ausgesprochen hatte.

Sollte es auch dabei bleiben, daß das Bahnbetriebswerk Kreuzberg als Kulturdenkmal unantastbar ist, könnten auf die Deutsche Bahn AG Erhaltungskosten in zweistelliger Millionenhöhe zukommen. Wer immer letztlich als Eigentümer zuständig ist, muß die Anlagen per Gesetz erhalten und pflegen. Käme die Bahn dieser Verpflichtung nicht nach, könnte der Kreis Ahrweiler als Untere Denkmalschutzbehörde die Erhaltungsmaßnahmen anordnen.

Für eine Mark zu haben

Rechtsanwalt Müggenborg gab nach der Verhandlung zu verstehen, daß sich niemand wegen der Unterschutzstellung falsche Hoffnungen machen dürfe: "Eine Museumsanlage oder ähnliches wird es unter Bahn-Regie nicht geben." Bislang hat der Verein "Museum Bw Kreuzberg (Ahr) e. V." das Gelände mit großem Engagement betreut. Dunckert, der als DB-Mitarbeiter das Altlastenmanagement der Bahn koordiniert, süffisant: "Der Verein kann das Gelände sofort für eine Mark haben."


Runtergekommen oder Denkmal?

"Völlig heruntergekommen" sei das Bahnbetriebswerk in Kreuzberg, so Hans-Jürgen Müggenborg. Der Rechtsanwalt aus Duisburg vertrat gestern vor dem Kreisrechtausschuß die Interessen der Deutschen Bahn AG. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis alles zusammenbricht, begründete er den Widerspruch der Bahn gegen die Unterschutzstellung nach dem rheinland-pfälzischen Denkmal- und Pflegegesetz. Der Kreis sieht das anders. Der alte Ringlokschuppen mit der ehemaligen Drehscheibe und den Zufahrtsgleisen sei sehr wohl ein schützenswertes Kulturdenkmal. Regierungsrätin Veronika Fischer, die Ausschuß-Vorsitzende, will heute ihre Entscheidung verkünden.


Anschluß nicht verpassen

Zu: "Bahn stellt Signale auf Grün", RZ vom 9. Januar

Das wird auch Zeit, schließlich hatte schon vor der Wahl der Herr Ministerpräsident seine Hilfe versprochen. Dabei sind aber technische Dinge noch wichtiger als Verschönerungen:

Der Bahnsteig 2 in Ahrweiler, so überhöht, daß zwar ein ICE mit 200 Stundenkilometern hier durchfahren könnte, aber das Einsteigen und Aussteigen nur für Akrobaten möglich ist.

Der ursprünglich so originell zwischen den Gleisen gelegene Bahnhof Walporzheim, der jetzt eingleisig ist, was die Wartezeit des Zuges nach Dernau in Ahrweiler-Markt noch mehr verlängert.

Die schon als mutwillige Sabotage zu bezeichnenden Gleiszerstörungen in Kreuzberg mit der Folge, daß dort nur noch ein Sonderzug leer abgestellt werden kann, weitere nach Remagen zurück müssen und bei solchen überflüssigen Fahrten den ganzen Fahrplan für den normalen Zugverkehr durcheinanderbringen.

Das heruntergekommene ehemalige BW Kreuzberg: Die Bahn möchte es weiterhin trotz Denkmalschutzes am liebsten abreißen, obwohl sich hier eine einmalige Chance für eine sanfte Touristenattraktion in der Gesundheitsregion Ahr böte.

Das kostet, das kostet. . . . Aber das gibt auch Arbeitsplätze! Und mit diesem Argument werden schädliche Rüstung und überflüssiger Straßenbau gefördert, warum also nicht mal umwelt- und menschenfreundliche Projekte.
Dr. Constantin Röser, Bad Neuenahr


Kreisstadt-Haushalt vom Rat einstimmig verabschiedet

Der Haushalt 1998 der Kreisstadt ist unter Dach und Fach. Der Rat ließ ihn einmütig passieren. Die 88-Millionen-Vorlage wurde um ganze 800 Mark verändert.

Einen Haushaltsansatz für die Umsetzung des Bushaltestellen-Konzepts vermißte der SPD-Fraktionsführer Rudi Frick im Etat. Er wollte auch Planungskosten von zunächst 100 000 Mark für zusätzliche Ahrtalbahn-Haltepunkte in Lohrsdorf und an der Bad Neuenahrer Weinbergstraße eingestellt und den Ansatz für Radwege von 50 000 auf 150 000 Mark aufgestockt sehen.

Auch Wolfgang Schlagwein, Sprecher von Bündnis90/Die Grünen, forderte Geld für die Planung eines Ahrtalbahn-Haltepunktes Weinbergstraße: 40 000 Mark. Er kündigte aber ein Ja der Fraktion zum weitergehenden SPD-Antrag an.

Bürgermeister Edmund Flohe wehrte sich vehement gegen neue Ausgabenansätze, die er angesichts einer Kreditaufnahme von 6 Millionen Mark, aber auch wegen der kommenden Mehrwertsteuer-Anhebung und der damit verbundenen Auswirkungen auf den städtischen Etat für "nicht vertretbar" hielt. Er vermißte außerdem Deckungsvorschläge. Als Erster Beigeordneter Dr. Hans-Ulrich Tappe klarstellte, daß es ja auch einen Ansatz von 150 000 Mark für die Umsetzung des Verkehrskonzepts gibt und aus diesem Topf Mittel für Radweg-Gestaltung abgezweigt werden können, zogen die Sozialdemokraten ihren entsprechenden Antrag zurück. Tappe riet auch vom Bushaltestellen-Bau ab, solange die Buslinien nicht endgültig festgelegt sind.

Am Ende scheiterten alle Anträge von SPD und Grünen am Nein von CDU und FWG, die sich einig waren: Mehr Bahnhalte und schönere Bushaltestellen sind wünschenswert, aber im Haushalt 1998 nicht machbar.


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